Schlafstörungen
Die meisten Kinder haben hin und wieder Probleme mit dem Schlafen. Allerdings ist nicht jedes Schlafproblem auch gleich eine Störung.
Wann von "Schlafstörungen" die Rede ist
Probleme beim Schlafen können manches über das verraten, was Kinder gerade bewegt - was sie tagsüber erlebt haben oder welche Entwicklungsschritte sie gerade bewältigen. In manchen Fällen können Schlafprobleme auch ein Hinweis auf Erkrankungen sein.
Die im Kindes- und Jugendalter häufigsten Schlafstörungen lassen sich drei Gruppen zuordnen:
Ein- und Durchschlafstörungen (Insomnien)
Aufwachstörungen (Parasomnien, mit besonderen Phänomenen verbundenes nächtliches Erwachen)
Schläfrigkeit und Tagesmüdigkeit (Hypersomnie)
Von einer Schlafstörung wird allerdings in der Regel erst dann gesprochen, wenn sich ein bestimmtes Problem über einen längeren Zeitraum regelmäßig und häufig zeigt. Das heißt beispielsweise für Durchschlafstörungen, sofern das Kind älter als sechs Monate ist:
Das Kind wacht an mindestens vier Nächten in der Woche dreimal oder öfter pro Nacht auf.
Es ist beim nächtlichen Aufwachen im Durchschnitt länger als 20 Minuten wach.
Es kann nur mit Hilfe der Eltern wieder in den Schlaf finden.
Ob eine ärztliche Behandlung erforderlich ist, hängt dabei immer auch davon ab, ob das Problem Kind und Eltern belastet und wie sehr es den Familienalltag beeinträchtigt.
Ist ein Schlafproblem erst einmal bekannt, lässt es sich häufig mit etwas Geduld und Konsequenz lösen. So erleichtert zum Beispiel ein strukturierter Tagesablauf mit festen Schlafenszeiten, Einschlafritualen und Bettroutinen nicht nur das "Schlafenlernen". Auch bei vielen Schlafproblemen beginnt mit solchen Routinen und Strukturen meist bereits die Lösung des Problems.
Aufregung, Stress und emotionale Probleme können so manche schlaflose Nacht bereiten
Wenn Kinder abends Schwierigkeiten haben, zur Ruhe zu kommen, hängt das oft einfach damit zusammen, dass der Tag besonders aufregend war und die Eindrücke erst verarbeitet werden müssen. Muten Sie Ihrem Kind deshalb nicht zu viel zu. Anregung am Tag ist gut, aber zu viel Aufregung - vor allem kurz vor dem Schlafengehen - kann zu schlaflosen Nächten führen.
Schon bei sehr jungen Kindern können auch emotionale Belastungen - Stress in der Familie, ein neues Geschwisterkind, größere Veränderungen in ihrem Leben - den Schlaf empfindlich stören. Dies bestätigt auch eine Studie zum Schlafverhalten von Grundschulkindern, welche gemeinsam von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Universität zu Köln und der Kinderklinik des Krankenhauses Porz am Rhein durchgeführt wurde. Etwa acht Prozent der Eltern berichteten über Stress in der Familie und es konnte ein Zusammenhang mit Einschlaf- und Durchschlafstörungen der Kinder nachgewiesen werden. Bei älteren Kindern liegt der Auslöser von schlafraubendem Stress und emotionalen Problemen nicht selten in der Schule. Die Kinder fühlen sich überfordert und empfinden die Schule als belastend oder beängstigend.
Beobachten Sie Ihr Kind genau. Sorgen Sie in Zeiten, in denen es besonderen Belastungen oder Veränderungen ausgesetzt ist (zum Beispiel auch Urlaub oder Umzug), ganz besonders dafür, dass es am Abend ausreichend Zeit hat, zur Ruhe zu kommen, und dass tagsüber Möglichkeiten bestehen, mit Ihnen über das zu sprechen, was es bewegt. Halten Sie Rücksprache mit den Betreuungspersonen, wenn sie Probleme in Kita oder Schule als Ursache für die Schlafprobleme vermuten.
Körperliche Beschwerden können Kinder um den Schlaf bringen
Wenn Kinder, die normalerweise gute Schläfer sind, plötzlich nachts aufwachen, können auch akute Krankheiten, Schmerzen und Fieber dahinterstecken, zum Beispiel eine Mittelohrentzündung oder Schwellungen der Atemwege. In der kinderärztlichen Praxis sollten Sie sich beraten lassen, wie Sie Ihrem kranken Kind einen ruhigen und erholsamen Schlaf ermöglichen, den es zum Gesundwerden braucht.
Auch bei dauerhaften Schlafproblemen können organische Ursachen, wie zum Beispiel chronische Erkrankungen, Allergien oder eine Verengung der Atemwege dahinterstecken. Auch Kinder, die in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sind und ihre Schlafposition nicht verändern können, wachen unter Umständen häufiger auf. Andere Handicaps - wie bestimmte Epilepsie- oder Muskelerkrankungen - können ebenfalls den Schlaf beeinträchtigen. Deshalb sollte bei dauerhaften Schlafproblemen immer als erstes kinderärztlich abgeklärt werden, ob keine organischen Ursachen vorliegen.
Äußere Faktoren können das Ein- und Durchschlafen erschweren
Äußere Faktoren wie Lärm, Licht, zu hohe Zimmertemperatur, aber auch koffeinhaltige Getränke oder zu schwere Mahlzeiten am Abend können in jedem Alter den kindlichen Schlaf empfindlich stören. Auch Fernsehen und Computerspiele - vor allem kurz vor dem Zubettgehen - wirken sich als "äußere Störfaktoren" negativ auf das Schlafverhalten von Kindern aus.
Mit zunehmendem Alter treten rhythmusbedingte Schlafprobleme in den Vordergrund
Bei älteren Schulkindern und im Jugendalter bereiten häufig eher die Schlafenszeiten als der Schlaf selbst Probleme. Viele Kinder leiden unter dem frühen Schulbeginn, der ihrem natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus zuwiderläuft. Besonders von Teenagern weiß man heute, dass sich ihre Schlafphasen auch aus biologischen Gründen nach hinten verschieben, sie also abends später müde werden und morgens länger schlafen würden – wenn sie denn könnten. Der frühe Schulbeginn lässt dies jedoch normalerweise nicht zu, so dass viele Jugendlichen unter chronischem Schlafmangel leiden. Dies umso mehr, wenn an den Wochenenden der Schlaf-Wach-Rhythmus dann ganz aus den Fugen gerät. Da helfen allenfalls kurze Tagesschläfchen und - auch wenn es schwer fällt - möglichst konsequente Zubettgehzeiten. Kleinere Abweichungen am Wochenende bringen nicht gleich alles aus dem Rhythmus, aber größere "Ausreißer" sollten die Ausnahme sein.
Bei dauerhaften Problemen oder starker Belastung ist ärztlicher Rat gefragt
Wenn Ihr Kind - gleich welchen Alters - über längere Zeit Probleme mit dem Schlafen hat, sollten Sie nicht zögern, ärztlichen Rat einzuholen. Denn anhaltende Schlafprobleme neigen dazu, sich zu verselbständigen und können die Entwicklung und Gesundheit Ihres Kindes beeinträchtigen.
Auch wenn weniger das Kind als vielmehr Sie selbst oder die ganze Familie unter den Schlafproblemen leiden und sie den Familienalltag belasten, sollten Sie sich an Ihren Arzt oder Ihre Ärztin wenden. Denn mit fachlicher Unterstützung können Sie vermeiden, dass die Schlafprobleme Ihres Kindes zu einem Teufelskreis neuer Probleme und Belastungen führt. (Stand: 31.07.2015)
Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, kindergesundheit-info.de, http://www.kindergesundheit-info.de/themen/schlafen/schlafprobleme/haeufige-probleme/
Lizenz: CC BY-NC-ND
Bei Fragen zum Thema Schwierigkeiten beim Schlafen können Sie sich an die Beratungsstelle für Eltern, Jugendliche und Kinder wenden.
Welche Hilfen bieten wie Ihnen an?
In der Erziehungsberatung versuchen wir mit Ihnen zusammen den Gründen für die Schlafprobleme Ihres Kindes auf die Spur zu kommen. Wir helfen Ihnen dabei, die Reaktionen und Gefühle Ihres Kindes besser zu verstehen und überlegen gemeinsam mit Ihnen, welche Hilfestellungen sinnvoll sein können. Dabei können auch Termine mit Ihrem Kind notwendig sein, um herauszufinden, was Ihr Kind beschäftigt oder belastet. Wir unterstützen Sie bei der Suche nach einem guten eigenen Weg, einerseits die emotionalen Zusammenhänge besser zu verstehen, andererseits die sinnvollen Hilfestellungen konsequent umzusetzen, damit Ihr Kind und auch Sie wieder zu einem ausgeglichenen Schlaf finden.